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Die Primus-Schule Minden hat einen neuen Schulbegleithund: Pille, geboren am 04.04.2020, ein Mischling aus Labrador, Golden Retriever, Australien Sheperd und Berner Sennenhund. Mit seiner Team-Partnerin, der Lehrkraft Maxi Waros hat er die Schulbegleithundeprüfung im Dezember 2022 bestanden. 

Der Einsatz von Hunden an der Primus-Schule ist eine ausgesprochene Bereicherung für das Konzept. Schulhunde verdeutlichen den Kindern die Unterschiedlichkeit von Lebewesen. Auch, wenn alle Hunde die Grundvoraussetzungen erfüllen, sind sie in ihrer Ausprägung recht unterschiedlich. Der ruhige, zurückhaltende Mischlingsrüde „Izy“, der auch mal weggeht, weil er seine Ruhe möchte und nicht jedem gleich vertraut. Die quirlige kleine „Greta“, die sich bei jeder Gelegenheit auf den Rücken schmeißt, um sich den Bauch kraulen zu lassen. „Theo“, ein Labrador, der mit den Kindern auf dem Schulhof Basketball spielt. „Loni“, unsere alte Retriever Dame, die sich über den Spaziergang in der Mittagspause freut. Den Umgang mit den unterschiedlichen Ansprüchen der Hunde lernen die Kinder auch auf Mitschüler*innen zu übertragen. So ist es kein Zufall, dass unser Neuzugang „Malou“ von den Kindern als ADHS-Hund bezeichnet wird, weil es ihr noch schwer fällt, die Ruhe zu bewahren und sie die Umgebung noch aufregend findet und überall herum schnüffelt. Die Kinder nehmen regen Anteil an den Befindlichkeiten der Schulhunde. Benni humpelte nach einem Tierarztbesuch mit Socke durch die Schule und die Kinder zeigten große Empathie, was denn los ist und ob es dem Hund bald bessergeht. Mit dem Thema „Tod – Abschied nehmen“ haben sich unsere Schüler*innen auch auseinandersetzen müssen, da „Loni“ und „Theo“ leider nicht mehr bei uns sind.

Die Ausbildung von Pille startete mit dem Sachkundenachweis, den Hundehalter bei Hunden ab einer bestimmten Größe erbringen müssen. Darauf folgte eine Begleithundeprüfung und im Anschluss die einjährige Weiterbildung zum Schulbegleithund.

Pille konnte sich schon recht früh einen Einblick über den Schulalltag verschaffen. Er hatte Zeit, die Schule ohne Kinder kennenzulernen, die Räumlichkeiten zu erkunden und die verschiedenen Gerüche und Geräusche zu verarbeiten. Mit den Kindern hat Pille einen offenen und freundlichen Umgang. Im Unterricht schaffte er es recht früh, sich abzulegen und dabei zu entspannen. Pille besitzt im Raum der Lerngruppe 2A einen festen Platz, eine Box. Ein Napf mit Wasser steht für ihn bereit. Zwischendurch darf Pille Leckerlis von den Schüler*innen annehmen, die von Frau Waros bereitgestellt werden. In seine Box kann er sich jederzeit zurückziehen, wenn er eine Auszeit benötigt. In "passiven" Stunden darf sich Pille frei im Lerngruppenraum bewegen und durch seine Anwesenheit die Kinder zum Streicheln animieren oder einfach zu einer entspannten Lernatmosphäre beitragen. Wenn Pille eine "aktive" Stunde absolviert, startet er immer auf der "Hundebühne". Die Hundebühne ist eine spezielle Decke, die Pille vermitteln soll, dass er jetzt aktiv dran ist und Tricks zeigen darf. Aktive Stunde heißt, dass Pille Teile des Unterrichts mitgestaltet: beispielsweise durch das Drehen eines Glücksrades (speziell für ihn gebaut) oder durch Würfeln eines Würfels, der mit Fragen bestückt ist, die die Schüler*innen beantworten müssen. 

Bevor Pille jedoch eine Lerngruppe besucht, müssen Regeln im Umgang mit ihm besprochen werden. Die wichtigsten z.B. sind: Ist deine Schultasche zu? Ist die Klasse aufgeräumt? Liegt noch Essen unter dem Tisch? Die Lerngruppe 2A hat sich im Klassenrat für einen „Pille-Dienst“ ausgesprochen. Der „Pille-Dienst“ wird von zwei Kindern übernommen und wechselt wöchentlich. Aufgaben des Pille-Dienstes sind beispielsweise, den Wassernapf zu füllen, den Mülleimer nach oben zu stellen und zu kontrollieren, dass keine Essensreste im Raum offen herumliegen. 

Die Kinder stärken ihr Verantwortungsbewusstsein, da sie regelmäßige Rituale, wie das Versorgen und Ausführen übernehmen. Alle Kinder haben die Verantwortung, dass es dem Hund in der Lerngruppe gut geht. Dies fördert das Sozialverhalten in der Lerngruppe. Es gibt keine Diskussionen, ob jemand etwas aufhebt, was er nicht fallen gelassen hat. Die Kinder achten gegenseitig auf die Einhaltung der „Hunderegeln“. Die Lehrkraft muss sich nicht darum kümmern.

Auch im Sinne des inklusiven Gedankens können pädagogische Begleithunde eine wichtige Aufgabe in Schulen übernehmen. Sie bereichern nicht nur durch individuelle Förderkonzepte, sondern helfen dabei, Voraussetzungen zu schaffen, unter denen Inklusion überhaupt erst gelingen kann. Die Kinder üben sich in ganzheitlicher Kommunikation mit einem Lebewesen einer anderen Art auf den Grundwerten von Achtung, Respekt und Wertschätzung und lernen, das Verstehen des Gegenübers vor ihre eigenen Wünsche zu stellen.

Außerdem hat sich während der Ausbildung ein Kontakt mit einer Lehrerin ergeben, die an einer mexikanischen Schule Deutsch unterrichtet. Dadurch begannen die Kinder aus der Lerngruppe 2A eine Brieffreundschaft nach Mexiko und tauschen sich nun rege aus über die Schulbegleithunde in Mexiko und Pille. Aber auch Themen wie Weihnachten, Strand, Wetter und viele mehr ergeben sich aus den Briefen aus dem fernen Mexiko.