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Am Donnerstagabend sprach die erfahrene Professorin Ursula Carle von der Universität Bremen in der Mensa der PRIMUS-Schule vor einem breit aufgestellten Publikum.

Neben der Belegschaft der Schule hatten sich auch Kita-Leitungen und Erzieher*innen aus Minden, interessierte Eltern, Lehrer anderer Schulen und auch Frau Regina-Dolores Stieler-Hinz (Beigeordnete für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit der Stadt Minden) eingefunden, um Informationen zum „JÜL“ zu erhalten, darüber ins Gespräch zu kommen und sich Räume für das „JÜL“ näher ansehen zu können.

Frau Prof. Carle informierte an diesem Abend zunächst ausführlich über die Erforschung und Verbreitung von JüL, gab danach Raum für eine Zwischendiskussion und ging schließlich mit viel Lob auf den Standort Minden ein, bevor es zur Besichtigung der Klassenräume ging.

Die Quintessenz ihres Vortrages ist nachfolgend in aller Kürze zusammengefasst.

Nach einem Überblick über die umfassenden JÜL-Projekte in Deutschland und der Welt stellte Frau Carle sich und den Anwesenden die Frage, was JÜL besser kann, als andere Unterrichtentwicklungen. Die Antworten waren so umfassend, wie beeindruckend:

  • Soziales Miteinander, sich helfen und kooperieren, sich unterstützen und herausfordern
  • Die Lerngemeinschaft der Stammgruppe bietet Kindern Sicherheit
  • Hohe Freiheitsgrade für selbstbestimmtes Lernen
  • Koordination unterschiedlicher Herangehensweisen und Fortschritte der Kinder
  • Inklusion, jedes Kind als Subjekt anerkennen, achten und fördern
  • Lebendige und friedliche Atmosphäre: Normalisierung, kein Schulstress
  • Rhythmisierung: Leben und Lernen nach dem eigenen Rhythmus
  • Wertschätzung kultureller, sozialer und subjektiver Heterogenität

Vertiefend erklärte Frau Carle, warum Jül dies besser könne, als Regelunterricht:

  • Hohe Leistungsmotivation + angemessene Aufgabenschwierigkeit
  • Entkopplung von Leistung und sozialer Anerkennung
  • Selbstorganisation + hohe Zufriedenheit mit dem Unterricht
  • Zuversichtliches Leistungsselbstbild
  • Beiläufiges und soziales Lernen zwischen Kindern unterschiedlichen Alters
  • Anreize sind: eigene Zeitrhythmen, Wahlfreiheit, gute Vorbilder, Helfen und
  • Hilfe erhalten, Lernen der Sache nicht der Konkurrenz wegen

Bei allen, nicht von der Hand zu weisenden Errungenschaften machte die Rednerin aber auch deutlich, dass es für den Erfolg dieser Entwicklung nicht ausreicht, die Jahrgangsmischung nur als Organisationsform einzuführen, da so nur die Homogenisierung maximiert würde. Vielmehr müsse in der Jahrgangsmischung auch jahrgangsübergreifendes Lernen stattfinden, um eine Optimierung der Qualität der Lernprozesse zu erreichen.

Nach einer angeregten Diskussionen mit den Zuhörenden vermittelte Frau Carle im zweiten Informationsblock die klare Botschaft, dass die Primus Schule eines der besten Beispiele ist, wo Jahrgangsübergreifendes Lernen bereits stattfindet. Dabei betonte sie, dass der Standort bisher einen guten Weg geht, um die Individualisierung durch JÜL in die Tat umzusetzen, indem sie folgende Gründe aufführte:

  • Organisationsform mit aufsteigenden Lernfamilien
  • Teams passend für das Modell
  • sukzessiver Ausbau der Jahrgangsmischung
  • gleichzeitig didaktische Entwicklung
  • qualifiziertes Feedbacksystem

Der Informationsabend endete in vielen angeregten Gesprächen, sowohl vor Ort, als auch bei den Führungen durch die Räume der Lernfamilien.