Das Berufsorientierungskonzept der PRIMUS-Schule Minden geht über das Ziel der „Herstellung von Ausbildungsreife“ und einer einmaligen Berufswahl hinaus. Wir verfolgen die Ziele aktiv und unterstützen unsere Schüler*innen umfassend, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und die Anforderungen einer moderner Arbeits- und Lebenswelt zu bewältigen.
Aus diesem Grund sind in den Prozess der Berufsorientierung an der PRIMUS-Schule Minden viele Akteure und Institutionen einbezogen: die Jugendlichen selbst und ihre Eltern, die Schule, die Betriebe, die Berufsberatung, Fachkräfte für Kompetenzfeststellung und individuelle Förderung sowie in Einzelfällen auch Einrichtungen aus dem sozialen Umfeld. Des Weiteren verfolgen wir in unserem Berufsorientierungskonzept das Ziel, unsere Schüler*innen fit für den Anschluss an die Schulzeit zu machen. Eine solche Anschlussorientierung verlangt von uns, den Kompetenzaufbau zu fördern, die Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit der Schüler*innen in den Mittelpunkt zu rücken und die Entscheidungsfähigkeit zur Gestaltung der eigenen Berufsbiographie bzw. Lebenswegplanung zu fördern. Bei uns stehen unsere Schüler*innen im Mittelpunkt und nicht bloß die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes als Ausgangspunkt der Berufsorientierung.
Grundlage der Berufsorientierung an der PRIMUS-Schule Minden bildet das Berufsorientierungs-konzept (BO-Curriculum) sowie der Berufsorientierungserlass des Landes Nordrhein-Westfalen (BASS 12-21 Nr.1/ Berufswahlorientierung in der Sek.I […]). Die Standardelemente des Übergangssystems Schule - Beruf NRW „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) werden in den entsprechenden Jahrgängen im Zuge des Projektunterrichts, den EVA- sowie den KLS-Stunden durchgeführt und reflektiert. Die Berufsorientierung verstehen wir als einen besonderen Bildungsauftrag, um unsere Schüler*innen in altersgemäßer Form an die Arbeits- und Berufswelt heranzuführen. Das Ziel ist es, unseren Schüler*innen eine möglichst große Bandbreite an Einblicken und Erfahrungen in die unterschiedlichsten Berufsfelder zu ermöglichen. Sie sollen durch praxisnahe, eigene Erfahrungen eine selbstreflektierende Auseinandersetzung mit der Berufs- und Arbeitswelt vermittelt bekommen. Vor diesem Hintergrund sollen unsere Schüler*innen später ihre Entscheidungen für ihren eigenen beruflichen Werdegang treffen können. Des Weiteren verfolgen wir in unserem Schulkonzept und damit einhergehend in der Berufsorientierung das Ziel der individuellen Hilfestellung sowie der Förderung von eignen Interessen und Fähigkeiten sowie deren Weiterentwicklung. Ein STuBO-Team mit festgelegten Zuständigkeiten, Berufseinstiegsbegleiter, die Arbeitsagentur als externer Partner der PRIMUS-Schule, die Sozial- und Sonderpädagogen sowie die Klassenleitungen stehen den Schüler*innen und den Eltern beratend zur Verfügung (siehe Bildübersicht STuBO-Team).
Im Folgenden wird das umfassende BO-Rahmenkonzept der PRIMUS-Schule Minden verkürzt dargestellt:
Bereits in Jahrgang 4 beginnen wir in diversen Werkstattangeboten wie aus dem Fachbereich Arbeitslehre mit der Vorbereitung auf das spätere Berufsleben. Die Inhalte sind dabei auf die Bedürfnisse und die Voraussetzungen der Jahrgangsstufen altersgerecht angepasst. Das jahrgangsmischende Unterrichtssystem bereichert das Lernverhalten und unterstützt die Entwicklung der auf dem Arbeitsmarkt nachgefragten Soft- und Hardskills. Ebenso ermöglicht die freiwillige Teilnahme am Girl´s Day – Mädchenzukunftstag bzw. dem Boy´s Day – Jungenzukunftstag den Gender-Main-Stream-Gedanken zu erfahren und umzusetzen sowie erste außerschulische Lernerfahrung in der Arbeitswelt zu sammeln. Im siebten Schuljahr ist die Teilnahme hingegen am Girl´s- bzw. dem Boy´s Day verpflichtend, um so unsere Schüler*innen auf die ab Jahrgang 8 fest verankerten KAoA-Standardelemente vorzubereiten. Diese starten in Jahrgang 8 mit der stärkenorientierten, extern durch Träger durchgeführten, Potenzialanalyse. Anschließend erfolgt ein Auswertungsgespräch (auf Wunsch im Beisein der Eltern) mit Übergabe des eigenen Portfolioinstruments (Berufswahlpassordner NRW). Ferner sind für alle Schüler*innen der Jahrgangstufe 8 in NRW drei Berufsfelderkundungstage (drei kreisweite feste Tage mit drei selbst gewählten Berufsfeldern in Unternehmen oder trägergestützten Werkstatttagen) verbindlich vorgeschrieben. Die Berufsfelderkundungstage (BFE) erfolgen nach der Durchführung der Potenzialanalyse und der Rückmeldung im Auswertungsgespräch; werden im Unterricht vor- und nachbereitet (PU, EVA) und sind Teil des individuellen Berufswahlordners der Schüler*innen. Ferner sind die Ergebnisse der KAoA-Standardelemente fester Bestandteil des viermal im Jahr stattfindenden Beratungsgesprächs mit den Eltern.
Aus den Erfahrungen, Neigungen und Eindrücken der Schüler*innen, die sie in Jahrgang 8 im Zuge der durchgeführten Elemente gesammelt haben, erfolgt die Auswahl eines geeigneten Praktikumsbetriebes für das verpflichtende, dreiwöchige Betriebspraktikum in Jahrgang 9. Hierbei stehen die Schüler*innen sowie die Eltern in der Hauptverantwortung bei der Betriebssuche! Eingebunden in den Unterrichtsprozess werden Bewerbungsunterlagen nach neusten Kriterien erstellt und korrigiert. Kreativität und Eigenverantwortung werden so gefördert! In Erweiterung zu der Erstellung der Bewerbungsunterlagen im Projektunterricht stehen den Schüler*innen unsere Berufseinstiegsbegleiter (BErEBs) in ihrem Büro beratend und unterstützend zur Seite. Ab Jahrgang 9 besteht zudem die Möglichkeit der Teilnahme am BErEB Programm. Dies bietet den Schüler*innen Hilfestellungen bei der Ausbildungsplatzsuche, bei Vorstellungsgesprächen und eine einjährige Nachbetreuung nach Vermittlung. Für die Teilnahme am BErEB Programm erfolgt in Jahrgang 8 ein Bewerbungsverfahren um die begrenzten Plätze. Es handelt sich dabei um eine zweijährige, verpflichtende und kontinuierliche Teilnahme an dem Programm unter Einbezug der Eltern (Zustimmung, Terminwahrnehmung).
Ab Jahrgang 9, vor allem aber in Jahrgang 10 können freiwillige Ferienpraktika (Versicherungsschutz über die Schule) und Betriebserkundungen durchgeführt werden. Freistellungen zu weiteren Praktika bzw. zum Probearbeiten in möglichen Ausbildungsbetrieben müssen bei der Schulleitung beantragt und von ihr genehmigt werden. Des Weiteren können Schüler*innen, die eine duale Ausbildung anstreben, sich zur Teilnahme an Praxiskursen bei externen Bildungsträgern (viermalige, verpflichtende Teilnahme über eine Woche) anmelden. Die abschlussbezogene Laufbahnberatung mit Anschlussvereinbarungen für alle Schüler*innen der Jahrgangsstufe 9/10 erfolgt über die Klassenleitung bzw. die Agentur für Arbeit. Die PRIMUS-Schule kooperiert mit der Agentur für Arbeit. Eine Mitarbeiter*in der Agentur ist regelmäßig in der Schule und berät die Schüler*innen nach Terminabsprache in einem Büro zu möglichen Ausbildungsberufen, der Perspektive der gewünschten Ausbildungsberufe auf dem Arbeitsmarkt und vermittelt Lehrstellenangebote. Die Beratung zu einer weiteren schulischen Laufbahn an Fachschulen, Berufskollegs oder der mit der PRIMUS-Schule kooperierenden Kurt Tucholsky Gesamtschule Minden erfolgt an Informationsveranstaltungen (unter anderem zum rechtzeitigen Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen). Ein Oberstufentag an der Kurt Tucholsky Gesamtschule wird in der Regel vor den Weihnachtsferien durchgeführt.
Im Bereich der gymnasialen Oberstufe kooperiert die PRIMUS-Schule mit der Kurt Tucholsky Gesamtschule Minden. Hier greift das BO-Curriculum der Kurt Tucholsky Gesamtschule aufbauend auf einer Studien- und Berufsorientierung sowie der individuellen Beratung wie folgt: Nach einem Assessmentcenter mit Persönlichkeitstest zu Teamrollen in Jahrgang 11/EF, folgt ein Berufs- oder Hochschulpraktikum in Jahrgang 12/Q1. Der Jahrgang 13/Q2 bekommt sodann entsprechende Informationen zu einem möglichen Studienbeginn, diversen Hochschulen, Studiengängen und dualen Studiengängen. Hier liegt ein besonderer Schwerpunkt in der Kooperation mit dem Campus Minden der FH Bielefeld, wo eine jährliche Projektwoche den Schüler*innen der Oberstufe direkt vor Ort Einblicke zu bundesweiten Studienmöglichkeiten und Informationsquellen gibt. Unsere Schülerfirma (ab Jahrgang 7) „Der gesunde Schülerkiosk“ fördert als fest im Schulalltag integriertes Element die Selbstständigkeit der Schüler*innen zum wirtschaftlichen Handeln und vermittelt wichtige Soft- und Hardskills der Arbeitswelt. Durch eigenständiges Handeln und die Übernahme von Verantwortung sowie die wöchentliche Durchführung trägt das Schülerkiosk-Team zum Allgemeinwohl der Schule bei.