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Schulhund-Konzept

"Hunde haben die unglaubliche Fähigkeit, unsere Gedanken und Gefühle zu erkennen."

Brian Vesey-Fitzgerald

Hunde sind Experten in authentischer Kommunikation. Sie leben mit allen Sinnen im „Hier und Jetzt“. Sie sind neugierig und aktiv und können auf der anderen Seite entspannen und genießen. Auf Menschen wirken sie anregend oder auch beruhigend. Häufig erspüren sie sensibel, was gerade gebraucht wird. Dazu benötigen sie jedoch Freiraum und müssen sich sicher und wohl fühlen.

 Mit den richtigen Rahmenbedingungen können Hunde in Schulen wunderbare Lern-Begleiter für Schülerinnen und Schüler sein. Sie können Respekt für Menschen, Tier und Umwelt lehren, was in Zeiten zunehmender Digitalisierung und Entfremdung von der Natur immer wichtiger wird. Und sie können dabei unterstützen, Grenzen achten zu lernen – bei sich und bei anderen, gerade auch in inklusiven Settings eine wichtige Fähigkeit. (Lydia Agsten S. 9)

Definition Schulhunde

(in Anlehnung an das „Qualitätsnetzwerk Schulbegleithund e.V.“)

Schulhund – Oberbegriff für alle in der Schule eingesetzten Hunde Schulbegleithund – Hunde, die ihre Besitzer, einen Pädagogen, regelmäßig in die Schule (in Klassen bzw. Gruppen) begleiten und eine Teamweiterbildung absolviert haben. Der Begriff ist gleichzusetzen mit dem Begriff „Präsenzhund“, der allgemein nur Insidern bekannt ist. Außerdem beinhaltet er auch den Begriff „Klassenbegleithund“. Schulbesuchshunde – Hunde, die mit ihren Besitzern für einige Stunden an einem Projekt zum Thema Hund in der Schule teilnehmen und mindestens eine Teamweiterbildung absolviert haben sollten. Therapiebegleithunde – Hunde, die ihre Besitzer*in, einen Therapeuten*in, regelmäßig in die Schule begleiten und eine Teamweiterbildung absolviert haben. Der Schulhund Pille gehört somit zur Gruppe der Schulbegleithunde.

 Angaben zum Schulbegleithund-Team

Mein Name ist Maxi Waros und seit dem 15.01.2018 bin ich an der Primus-Schule Minden als Lehrerin tätig. Hauptsächlich unterrichte ich Sport. Aber auch Kunst und Darstellen & Gestalten gehören zu meinen Unterrichtsfächern. Außerdem bin ich mit meiner Kollegin Klassenleitung von der Lerngruppe 2A (Stufe zwei) mit den Jahrgängen vier, fünf und sechs. Neben der Unterrichtserteilung engagiere ich mich als SV-Lehrerin, bin im Lehrerrat tätig und habe bis zuletzt mit die Organisation des Kulturfestes (größtes Schulfest an unserer Schule) übernommen.

Steckbrief

Name: Pille

Geburtstag: 04.04.2020

Geschlecht: männlich

Rasse: Mischling aus Golden Retriever, Labrador, Australian Sheperd und Berner Sennenhund

Hobbys: Mit Bällen spielen, Mountainbiken, kuscheln und schlafen

Im Einsatz: Ab dem 2. Halbjahr 2021/2022

Wie oft: 2 Mal pro Woche

Wo: Im Raum der Lerngruppe 2A

Aktuelles: Seit Dezember 2022 ist Pille ein ausgebildeter Schulbegleithund.

Allgemeine Grundvoraussetzung für einen Schulhund

Grundvoraussetzung bei uns ist der Besuch einer Hundeschule, um die Grundsignale auszubilden. Der Hund muss dann die Möglichkeit haben, sich an das schulische Umfeld zu gewöhnen. Dazu gehört auch das Wohlbefinden des Hundes im Auge zu behalten. Der Hund darf nicht überfordert werden. Zunächst kommt der Schulhund oft nur einmal die Woche für einen eng begrenzten Zeitraum in die Schule. Dann wird der Aufenthalt auf nicht länger als zwei Stunden für zwei Tage die Woche erweitert. Der Hund muss dann die Möglichkeit zu Ruhepausen haben. Denn so ein Schultag als Schulhund ist sehr anstrengend. Weiterführend schließen unsere Schulhunde und ihre Halter eine Begleithundeprüfung ab.

Nicht jeder Hund eignet sich für den Einsatz in der tiergestützten Pädagogik. Er darf kein Störfaktor in der Schule sein und die Aufmerksamkeit der Lehrperson nicht vom eigentlichen Unterrichtsgeschehen ablenken. Es gibt keine bestimmte Rasse, der ein Schulhund vorzugsweise angehören sollte.

Wichtig ist, dass der Hund…
…sich am Menschen orientiert.
…über einen guten Grundgehorsam verfügt.
…ein ruhiges Wesen besitzt.
…Aggressionsfrei, ausgeglichen, belastbar, freudig und freundlich ist.
…keine aggressive Ausstrahlung besitzt.
…absolut verträglich sowohl mit Kindern wie auch Erwachsenen ist.
…ruhig bleibt, wenn Kinder stolpern oder weglaufen.
…nicht außergewöhnlich geräuschempfindlich oder gar ängstlich ist.
…ein entschärfendes Verhalten zeigt (zieht sich zurück, wenn etwas geschieht).
…sich vom Hundeführer*in alles gefallen lässt (z.B. Maul öffnen).
…sich berührungsfreundlich am ganzen Körper zeigt.
...ein unauffälliges Begrüßungsverhalten aufweist (kein Anspringen).
…sich nicht bellfreudig zeigt.
…keinen Herdentrieb besitzt.
…Futter sanft aus der Hand nimmt.
…allein sein kann.
…gerne Auto fährt.
…gepflegt ist und frei von jeglichen infektiösen Krankheiten.
…gut sozialisiert und ausgebildet ist.

Der Einsatz von mehreren Hunden an unsere Schule halten wir für eine ausgesprochene Bereicherung des Konzepts. Es verdeutlicht den Kindern, die Unterschiedlichkeit von Lebewesen. Auch wenn alle Hunde die Grundvoraussetzungen erfüllen, sind sie in ihrer Ausprägung recht unterschiedlich. Der ruhige, zurückhaltende Mischlingsrüde „Benni“, der auch mal weggeht, weil er seine Ruhe möchte und nicht jedem gleich vertraut. Die quirlige kleine „Greta“, die sich bei jeder Gelegenheit auf den Rücken schmeißt, um sich den Bauch kraulen zu lassen. „Theo“, ein Labrador, der mit den Kindern auf dem Schulhof Basketball spielt. „Loni“, unsere alte Retriever Dame, die sich über den Spaziergang in der Mittagspause freut. Den Umgang mit den unterschiedlichen Ansprüchen der Hunde lernen die Kinder auch auf Mitschüler zu übertragen. So ist es kein Zufall, dass unser Neuzugang „Malou“ von den Kindern als ADHS-Hund bezeichnet wird, weil es ihr noch schwer fällt, die Ruhe zu bewahren und sie die Umgebung noch aufregend findet und überall herum schnüffelt. Die Kinder nehmen regen Anteil an den Befindlichkeiten der Schulhunde. Benni humpelte nach einem Tierarztbesuch mit Socke durch die Schule und die Kinder zeigten große Empathie, was denn los ist und ob es dem Hund bald bessergeht. Mit dem Thema „Tod – Abschied nehmen“ haben sich unsere Schüler*innen auch auseinandersetzen müssen, da „Loni“ und „Theo“ leider nicht mehr bei uns sind.

Grundvoraussetzungen für Schulbegleithund Pille

Pille konnte bis zu seiner 12. Woche im Rudel seiner Geschwister, seiner Mutter, wie auch seines Vaters und deren Schwester aufwachsen. Mit dieser Voraussetzung war gegeben, dass Pille hervorragend sozialisiert werden kann. Schon als Welpe zeigte Pille die Eigenschaften von Freundlichkeit, Entspanntheit, Ausgeglichenheit, Gelassenheit und Intelligenz. Um Pille noch mehr kennenzulernen war es unabdingbar, dass wir ihn besucht haben. Dadurch entstand eine Grundbindung zwischen uns. Pille konnte uns sehen, fühlen, hören und ganz wichtig, unseren Geruch aufnehmen.

Als Pille dann bei uns einzog, lernte er schnell die Grundsignale, wie: Sitz, Platz, Fuss, etc.. Außerdem hatte Pille die Möglichkeit das schulische Umfeld kennenzulernen. Er zeigte sich bei den Besuchen in der Schule sehr freundlich, offen und zugewandt. Dies war der entscheidende Punkt für uns, um Pille als Schulbegleithund ausbilden zu lassen. Vor der Ausbildung zum Schulbegleithund stand die Ausbildung als Begleithund an, um mehr und mehr den Schulalltag kennenlernen zu dürfen. Im Frühling 2021 fingen wir an, regelmäßig eine Hundeschule zu besuchen, die uns auf die Begleithundeprüfung vorbereitet hat. Im November 2021 hat Pille mit großem Erfolg die Begleithundeprüfung souverän bestanden. Kurz darauf haben wir angefangen uns als Begleithundeteam bei der Institution PädaDOGik ausbilden zu lassen. Die Ausbildung dauert ein Jahr und wurde im Dezember 2022 erfolgreich beendet.

Grundvoraussetzung beim Mensch

Der Hund ist ein soziales Rudelwesen und lebt in der Regel in einem familiären Kontext. Die Lehrkraft, die einen Schulhund für die pädagogische Arbeit nutzen möchte, arbeitet mit einem Familienmitglied. Dieses Tier beeinflusst das gesamte private Umfeld der pädagogischen Kraft. Der Hund ist im Gegensatz zu Büchern und Computern rund um die Uhr vorhanden und verschwindet nicht nach Feierabend im Schrank. Alle Belastungen, die die Haltung eines Hundes mit sich bringt, trägt die Lehrkraft.
Neben ihrer pädagogischen Ausbildung besitzt die Lehrkraft Basiswissen über das Lebewesen Hund, versteht das Ausdrucksverhalten von Hunden und hat Kenntnisse über die Theorie und Praxis der Hundeausbildung – insbesondere über intelligentes Lernen auf der Basis von Achtsamkeit und Respekt, über Motivationslernen und Lernen durch positiver Bestärkung. Dies ist übrigens ein Teil unseres pädagogischen Leitbildes der Schule und gilt ebenso für die Schüler*innen.

Die Lehrkraft versorgt den Hund adäquat und trägt die Verantwortung für die medizinische Gesunderhaltung des Hundes. Auch wenn ein Schulhund das Gesundheitsrisiko für die Kinder nachweislich nicht erhöht, muss gewährleistet sein, dass der Hund regelmäßig vom Tierarzt untersucht wird. Er erhält alle Impfungen in den vorgeschriebenen Intervallen und bekommt vierteljährig eine Wurmkur. Ebenso werden Parasiten unmittelbar entfernt und es findet eine Prophylaxe gegen solche Parasiten statt. Das Tier ist über den Halterhaftpflicht versichert.

Grundvoraussetzung bei der Hundehalterin Maxi Waros

Mein Lebenspartner und ich haben eine optimale Beziehung zu Pille und wir besitzen theoretisches und praktisches Wissen im Umgang mit ihm. Schon als Kind bin ich mit Hunden aufgewachsen und weiß um deren Verantwortung und Bedürfnisse. Ich versorge Pille adäquat und mit Familienanschluss in unserem zu Hause. Ich trage die Verantwortung für die medizinische Gesunderhaltung von Pille. Außerdem beachte ich die Tierschutzgesichtspunkte und „benutze“ Pille nicht. Im Bereich „Tiergestützte Pädagogik“ habe ich mich weitergebildet und werde dies weiterhin tun.

Allgemeine Grundvoraussetzung in der Schule

Eine Bedingung für Schulhunde ist das langsame Heranführen der Hunde an ihre Aufgabe. Der Hund muss die Möglichkeit haben, die Schule zunächst ohne Kinder kennenzulernen, um sich an die ungewöhnlichen Gerüche zu gewöhnen. Dann sind die Besuche zeitlich eingegrenzt, um dem Hund immer wieder Ruhepausen zu gönnen. Später kann der Hund den gesamten Schulalltag begleiten, da er gelernt hat, sich im Unterrichtsgeschehen zu entspannen. Für die Lerngruppen ist es immer ein Erfolg, wenn der Hund im Laufe des Unterrichts seinen Platz gesucht hat und leise Schlafgeräusche zu hören sind. Die Ruhe, die dem Hund guttut, trägt auch zur Lernatmosphäre in der Lerngruppe bei.

Für den Hund muss ein fester Ruheplatz (Decke/Körbchen/Box) im Unterrichtsraum vorhanden sein, an den er sich selbständig zurückziehen kann. Dieser Hund darf dann auf seinem Ruheplatz nicht gestört werden. Der Hund muss jederzeit die Möglichkeit haben zu trinken (Wassernapf). Die Fütterung soll durch den Besitzer gesteuert werden. Dieser entscheidet, ob Kinder mit der Fütterung beauftragt werden, ob dazu ein Napf vorhanden ist oder die Kinder den Hund aus der Hand füttern dürfen.
Zu Beginn des Schuljahres geht die Schulleitung mit einem Schulhund in die neuen Lerngruppen und stellt den Hund vor. Es werden die wichtigsten Regeln für alle Kinder im Umgang mit Hunden in der Schule besprochen, da jedes Kind auf dem Flur einem Hund begegnen kann. Dabei erzählen die Kinder von ihren Erfahrungen mit Hunden und freuen sich auf weitere Besuche, der Schulhunde.

Die Gruppen, in denen der Hund regelmäßig mitgeführt wird, müssen auf den Besuch vorbereitet werden. Es müssen Regeln zum Schutz des Hundes und der Kinder aufgestellt werden:

  • Nichts auf dem Boden liegen lassen.
  • Leise sein, denn der Hund hört 15-mal besser als wir.
  • In Gegenwart der Hunde wird nicht gerannt.
  • Nach dem Anfassen des Hundes und auf jedem Fall vor dem Essen werden die Hände gewaschen.
  • Wenn der Hund schläft, wird er nicht gestört.
  • Signale erteilt nur der Besitzer oder ein beauftragtes Kind.
  • Wir füttern den Hund nur nach Rücksprache mit dem Besitzer.
  • Alle Schulranzen sind geschlossen, wenn ein Hund im Raum ist.
  • Wer mit dem Hund Gassi geht, sorgt auch für die richtige Entsorgung der Hinterlassenschaften

Weitere Regeln zum Umgang mit den Hunden werden im Laufe des Unterrichtsgeschehens und im Schullalltag besprochen. Die Schüler legen sehr viel Wert auf die Einhaltung der Regel und erinnern sich gegenseitig, Gegenstände vom Boden aufzuheben oder auch leise zu sein. Ihnen ist es wichtig, dass sich der Hund wohlfühlt. Wenn der Hund sich auf dem Flur bewegt, muss aber auch gewährleistet sein, dass alle Kinder, auch die mit Hundeangst, sich sicher fühlen und nur bei eigenem Wunsch Kontakt zum Hund aufnehmen.

Bei der Einführung der ersten Schulhunde sind Eltern bei Elternabenden über die Arbeit mit den Hunden informiert worden. Mit dem Schulbüro wurde die Vereinbarung über die Ausbildung der Hunde getroffen. Zum jetzigen Zeitpunkt wird bei den Anmeldegesprächen immer auch Bezug auf die Anwesenheit der Hunde in der Schule genommen, zumal ein Schulhund bei den Gesprächen zugegen ist. Auch in dieser Situation übernimmt der Hund eine Brückenfunktion, denn die Kinder sollen ihre Hemmung gegenüber der Schulleitung bei den Gesprächen überwinden. Bei Ängsten wird sofort Rücksicht genommen und der Hund geht in ein abgetrenntes Büro.

Grundvoraussetzung mit Schulbegleithund Pille in der Schule

Pille konnte sich schon recht früh einen Einblick über den Schulalltag verschaffen. Er hatte Zeit die Schule ohne Kinder kennenzulernen, die Räumlichkeiten zu erkunden und die verschiedenen Gerüche und Geräusche zu verarbeiten. Mit den Kindern hat Pille einen offenen und freundlichen Umgang. Im Unterricht schaffte er es recht früh, sich abzulegen und dabei zu entspannen. Pille besitzt im Raum der Lerngruppe 2A einen festen Platz, gekennzeichnet durch seine Decke. Auf diese Decke kann er sich jederzeit zurückziehen. Ein Napf mit Wasser steht für ihn bereit. Zwischendurch darf Pille Leckerlis von den SuS annehmen, die von mir bereitgestellt werden. Bevor Pille eine Lerngruppe besucht, müssen Regeln im Umgang mit Pille besprochen werden. Mit der Lerngruppe 2A wurden Regeln und Rituale für die Besuche mit Pille erarbeitet und als Plakat auf gehangen.

Checkliste für Jeden:

  • Ist deine Tasche zu?
  • Ist der Lerngruppenraum aufgeräumt?
  • Liegt noch Essen unter dem Tisch?

Regeln für den Besuch von Pille:

  • Wir verhalten uns langsam & leise
  • Wir nehmen Rücksicht aufeinander
  • Wir streicheln Pille nur Einzeln
  • Wir lassen Pille in Ruhe, wenn er auf seinem Platz ist
  • Wir waschen uns die Hände, nach dem Kontakt mit Pille
  • Wir rufen „Pille“ nicht einfach so, sondern fragen Frau Waros, wenn wir Etwas mit ihm machen möchten

Diese Regeln gelten nicht nur innerhalb des Lerngruppenraums, sondern im gesamten Schulbereich und sie sind von allen Mitgliedern der Schulgemeinde einzuhalten. Darüber hinaus soll Pille außerhalb des Lerngruppenraums und insbesondere von fremden Schülerinnen und Schülern nicht gerufen oder gestreichelt werden.
Rituale für den Besuch mit Pille:

  • Türschildinformation über den Besuch von Pille wird sichtbar an der Lerngruppentür ausgehangen. Auf diese Weise kann gewährleistet werden, dass auch Besucher über die Anwesenheit informiert werden, bevor sie den Lerngruppenraum betreten.
  • Noch in der Pause darf sich jedes Kind der Lerngruppe 2A ein Leckerli aus dem Leckerli-Beutel nehmen.
  • Ist Pille zu besuch, wird sich untereinander im Flüsterton unterhalten

Die Lerngruppe 2A hat sich im Klassenrat für einen „Hunde/Pille-Dienst“ ausgesprochen. Der „Pille-Dienst“ wird von zwei Kindern übernommen und wechselt wöchentlich.
Checkliste für den Pille-Dienst:

  • Pilles Decke auf einem festgelegten Platz auslegen
  • Wassernapf gefüllt mit Wasser hinstellen
  • Türschild sichtbar an der Tür anbringen
  • Mülleimer nach oben räumen
  • Kontrollieren, ob noch etwas Essbares im Lerngruppenraum herumliegt

Rechtliche Rahmenbedingungen

Ausbildung bzw. Weiterbildung des Mensch-Hund-Teams

Pille und ich haben erfolgreich die Ausbildung zum Schulbegleithundteam bestanden und werden uns nun in regelmäßigen Abständen, aber mit mindestens 16 Stunden in zwei Jahren, weiterbilden.

Selbstverpflichtung Schulhundweb

Nach erfolgreicher Teilnahme an der Ausbildung zum Schulbegleithund-Team werden wir die Selbstverpflichtung im Schulhundweb unterschreiben. Die Selbstverpflichtung ist eine Verdeutlichung für einen qualifizierten Einsatz von Hunden in der Schule.

Einsatz in der Schule

Der Einsatz in der Schule ist für jeden Hund sehr anstrengend. Anstrengend heißt aber nicht, dass der Hund keine Freude daran hat. Pille wird maximal zwei Mal die Woche, für zwei bis vier Stunden eingesetzt. Dafür ist Voraussetzung, dass sich Pille physisch wie auch psychisch in Bestform befindet.

Pausen- und Ruheregeln

Zwischen den Einsätzen in der Schule, hat Pille ein bis zwei Tage Ruhepausen in seinem gewohnten zu Hause. Außerdem kann sich Pille sehr gut im Auto, in seiner Box entspannen. Braucht Pille in der Schule eine Ruhepause, steht ihm ein Raum in unmittelbarer Nähe zur Lerngruppe der 2A zur Verfügung. Das Erkennen von Stresssymptomen bei Hunden ist Grundwissen, die ich als Hundehalterin wissen muss, um entsprechend Pille davor schützen und entgegenzuwirken.

Hygieneplan

In Anlehnung an den Aufsatz von Andreas Schwarzkopf "Hygiene: Voraussetzung für die Therapie mit Tieren" (in Olbrich / Otterstedt "Menschen brauchen Tiere" Stuttgart 2003) wurde ein Hygieneplan für den Schulbegleithund an der Primus-Schule Minden erstellt.

Hygieneplan der Primus-Schule Minden für den Schulbegleithund Pille

Der Schulbegleithund Pille wird zur tiergestützten Pädagogik an der Schule eingesetzt, um die Arbeit der Lehrer*innen u. a. in den Bereichen Lern- und Arbeitsverhalten, Sprache und Kommunikation, Emotionalität und Sozialverhalten zu unterstützen. Der Hygieneplan hat das Ziel, eine mögliche Infektionsübertragung vom Hund auf den Menschen und umgekehrt zu minimieren

Ansprechpartner

Maxi Waros Kontakt: maxi.waros@primus-minden.de

Rechtsgrundlagen

§36 Infektionsschutzgesetz BGV C8 (UVV Gesundheitsdienst) §41 und §46 Allgemeine Schulordnung

Dokumentation zum Tier

Der Schulbegleithund Pille wurde u. a. auch danach ausgesucht, dass Verletzungen der Schüler weitgehend auszuschließen sind. Er ist äußerst ruhig und aggressionslos und zieht sich in Bedrängnis zurück.

Aktuell absolviert Frau Waros eine einjährige berufsbegleitende Ausbildung zum Schulbegleithund-Team. Alle Schüler*innen werden immer wieder darin trainiert, adäquat auf den Hund zuzugehen und seine Körpersprache richtig zu deuten.

Folgende Unterlagen vom Schulhund sind stets einzusehen:

  • Tierärztliches Gesundheitsattest
  • Impfausweis
  • Entwurmungsprotokoll
  • Versicherungsnachweis
  • Zugangsbeschränkung

Der Hund erhält keinen Zugang zur Schulküche. Der Kontakt mit Schülern mit bekannter Hundeallergie wird vermieden.

Anforderungen an die Tierpflege

Der Hund ist privat in die Familie von Frau Waros integriert. Er lebt dort im Haus und nicht im Zwinger und wird artgerecht versorgt

Reinigung und Desinfektion

Die Anwesenheit des Hundes führt zu keiner Änderung des üblichen Reinigungs- und Desinfektionszyklus. Es ist aber verstärkt darauf zu achten, dass die Hände regelmäßig vor der Einnahme von Nahrung gründlich mit Reinigungsmitteln gesäubert werden.

Quelle: https://www.kinder-und-tiere.de/tiere-in-der-schule/hunde/gesundheit-hygiene/beispiel-hygieneplan

Notfallplan

Im Schulalltag können immer wieder unerwartete Notfallsituationen eintreten. Ein plötzlicher Probealarm, Kinder in Konfliktsituationen, ein Kind mit Nasenbluten und noch vieles mehr. Dafür ist es wichtig einen Notfallplan für sich und den Hund vorbereitet zu haben.

Grundsätzlich gilt, Ruhe bewahren!

Versicherungsschutz

Die Hundehalterhaftpflichtversicherung -Waldenburger Versicherung- ist über den Einsatz von Pille als Schulbegleithund informiert und hat die Absicherung in der Schule schriftlich bestätigt.

Dokumentation und Evaluation

Jeglicher Einsatz von Pille in der Schule wird dokumentiert. Stunden müssen vorbereitet und nachbereitet werden. Dazu führe ich eine Art Logbuch, in dem ich folgende Punkte dokumentiere:

  • Ziele
  • Kompetenzen
  • Art des Einsatzes
  • Methode
  • Kommentare
  • Anmerkungen
  • Ideen zur Weiterarbeit
  • Evaluation

Einsatz des Hundes

Einsatzbeginn von Pille

Seit dem 2. Halbjahr 2021/2022 befindet sich Pille im Einsatz an der Primus-Schule Minden. Seine Stunden wurden mit der Zeit allmählich hochgestuft so, dass sich Pille an die Belastung gewöhnen konnte. Inzwischen begleitet mich Pille regelmäßig zwei Mal die Woche für zwei bis vier Stunden.

Einsatzhintergrund, Einsatzschwerpunkt und Ziele

Im Lerngruppenraum darf sich Pille frei bewegen, dabei nimmt er Kontakt zu einzelnen Kindern auf, aber auch umgekehrt. Manche Kinder suchen auch oft den Kontakt zu Pille. Dabei unterbrechen sie z.T. ihre Arbeit, aber diese kurzen Auszeiten helfen besonders Kindern mit Konzentrationsproblemen, sich anschließend wieder konzentriert an die Arbeit zu begeben.

Die Kinder stärken ihr Verantwortungsbewusstsein, da sie regelmäßige Rituale, wie versorgen und ausführen übernehmen. Alle Kinder haben die Verantwortung, dass es dem Hund in der Lerngruppe gut geht. Dies fördert das Sozialverhalten in der Lerngruppe. Es gibt keine Diskussionen, ob jemand etwas aufhebt, was er nicht fallen gelassen hat. Die Kinder achten gegenseitig auf die Einhaltung der „Hunderegeln“. Die Lehrkraft muss sich nicht darum kümmern.

Auch im Sinne des inklusiven Gedankens können pädagogische Begleithunde eine wichtige Aufgabe in Schulen übernehmen. Sie bereichern nicht nur durch individuelle Förderkonzepte, sondern helfen dabei Voraussetzungen zu schaffen, unter denen Inklusion überhaupt erst gelingen kann. Die Kinder üben sich in ganzheitlicher Kommunikation mit einem Lebewesen einer anderen Art auf den Grundwerten von Achtung, Respekt und Wertschätzung und lernen, das Verstehen des Gegenübers vor ihre eigenen Wünsche zu stellen.

(Abb.1: nachgebildet aus: „Co-Pädagoge Hund“, Dr. K. Jablonowski, Kohl-Verlag, 2012)

Einsatzgruppen

Aktuell wird Pille in der Lerngruppe 2A, mit den Jahrgängen vier, fünf und sechs eingesetzt.

Die Lerngruppe 2A bekommt regelmäßig Post aus Mexiko. Dieser Kontakt hat sich über die Ausbildung zum Schulbegleithund-Team ergeben. Eine in Mexiko lebende Deutschlehrerin, auch ein ausgebildetes Schulbegleithundteam, hatte angefragt. Inzwischen schreiben die Kinder aus der Lerngruppe 2A regelmäßig Briefe an die Kinder in Mexiko, die gerade Deutsch lernen. Der Austausch über die Schulbegleithunde, sowohl in Mexiko wie auch hier in Deutschland ist sehr anregend.
Demnächst findet eine Projektwoche zum Thema „Rund um den Hund“ statt. Im Vordergrund stehen die Information über Körpersprache, Verhalten und Umgang mit dem Hund.

Außerdem möchte ich regelmäßig die Stufe eins mit den Jahrgängen eins, zwei und drei besuchen. Hierbei steht der Umgang mit dem Hund im Vordergrund, seine Körpersprache erkennen und entsprechend reagieren. Bevor Pille die Stufe eins besucht, muss den Kindern ausreichend theoretisches Wissen vermittelt werden.

Einsatzbeispiele

Hunde kommen auch bei der individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern zum Einsatz. Dazu einige Beispiele (alle Namen geändert):
Karl ist ein Schüler der 5. Klasse mit ADHS. Ihm fällt es schwer sich zurückzunehmen und den Schülern und Lehrern ruhig zu zuhören. Alle Klassen des Jahrgangs werden für einen wichtigen Vortrag – die WPI-Wahl – in den Musikraum gebeten. Auf engem Raum muss Karl ca. 30 Minuten den berichtenden Schülern und Lehrern folgen. Karl sitzt neben einem Schulhund, streichelt diesen beiläufig und ist die ganze Zeit über ruhig und konzentriert.

Peter ist ein Schüler mit schwieriger Kindheit. Er ist sehr zurückhaltend und es fällt ihm schwer (Blick-) Kontakt zum Klassenlehrer aufzunehmen bzw. aufzubauen. Peter wird oft mit der Versorgung des Schulhundes betreut. Über die Aufgabe den Hund zu füttern, mit ihm Gassi zu gehen, kommen die beiden ins Gespräch. Peter fasst mehr Vertrauen.

Sofie erzählt in der Pause dem Klassenhund ein „Geheimnis“. Als die Lehrkraft dazu kommt, hat das Mädchen den Mut gefasst, sich auch der Klassenlehrerin anzuvertrauen, die daraufhin die Eltern, die Beratungskraft, das Jugendamt,… informiert.

Simon ist Schulverweigerer und hat oft Probleme, sich für die Aufgaben im Unterricht zu motivieren. Wenn Simon weiß, dass der Klassenhund am Freitag kommt, freut er sich auf die Schule und äußert dies auch.

Nele erklärt: „Wenn Fiete im Religionsunterricht dabei ist, wird es richtig gemütlich. Wir sitzen im Kreis und Fiete legt sich neben ein Kind. Wir können ihn streicheln und er legt den Kopf auf unseren Schoß. Da wird es sehr gemütlich, fast wie in der Familie. Wir können dann auch über sehr persönliche Themen sprechen.“

Raumgestaltung und Ruheplätze

Der Lerngruppenraum sollte so gestaltet sein, dass in der Mitte des Raumes ausreichend Platz, für die Interaktion mit dem Hund vorhanden ist. Die Kinder sitzen am Rand des Raumes, entweder am Einzelplatz, mit einem Partner oder zu viert als Gruppentisch zusammen. So hat jedes Kind die Möglichkeit von seinem Platz aus, eine aktive oder auch passive Hundestunde zu beobachten. Außerdem hängt an der Wand ein Plakat mit den Regeln und Ritualen für den Besuch mit Pille. Somit haben die Kinder immer wieder die Möglichkeit nachzulesen. Der „Ruheplatz“, oder auch Pilles Platz, befindet sich direkt am Lehrerpult, in einem abgeschotteten Bereich. Damit hat Pille die Möglichkeit, sich auch mal zurückzuziehen.

Quellenverweise:

AGSTEN, LYDIA: Schulbegleithunde im Einsatz. Dortmund: Verlag modernes Lernen 2020.
DR. K. JABLONOWSKI: Co-Pädagoge Hund. Kohl-Verlag 2012
FRAU MARZ & HERR MARZ: Schulhundkonzept: Mont-Cenis-Gesamtschule
MISMAHL, ANTJE: Schulhundkonzept: Schulhunde an der Primus
www.kinder-und-tiere.de/tiere-in-der-schule/hunde/gesundheit-hygiene/beispiel-hygieneplan