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Burak Yilmaz an der Primus-Schule: Ein offenes Gespräch über Verantwortung, Erinnerung und Zukunft

An der Primus-Schule Minden fand am 28. Februar 2025 eine Gesprächsrunde mit Burak Yilmaz, Autor des Buchs Ehrensache, statt. Mia Meyer, die stellvertretende Schülersprecherin, begrüßte den Autor im Namen der Schule. Nach acht Wochen intensiver Auseinandersetzung mit dem Buch waren die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 7 bis 9 bestens vorbereitet auf den persönlichen Austausch mit dem bekannten Autor. Dieser entschied dann auch, gar nicht aus seinem Buch zu lesen, sondern direkt mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen.

Ein lebendiger Auftakt

Burak Yilmaz begann das Gespräch mit der Frage: „Wer seid ihr? Was macht man so in Minden in seiner Freizeit?“ und erkundigte sich nach den Lebenswelten der jungen Menschen in Minden. Dabei erfuhr Yilmaz, dass man in der Freizeit in Minden allerlei Aktivitäten nachgehen kann – von gemeinsamem Rausgehen, Fußballspielen und Vereinsleben bis hin zu Besuchen in der Stadtbibliothek oder Shishabars. Yilamz selbst erzählte auch von seinem Hobby Kampfsport und seiner großen Familie. Dieser Dialog eröffnete nicht nur Einblicke in die aktuellen Freizeitvorlieben, sondern zeigte auch, wie wichtig es ist, die eigene Identität und Herkunft zu reflektieren.

Ein Weg geprägt von Vielfalt und Engagement

Im Verlauf des Gesprächs öffnete sich der Autor und berichtete von seinem bewegten Lebensweg. Aufgewachsen in einer sehr politischen Familie mit kurdisch-türkischen Wurzeln in Duisburg, erlebte Yilmaz früh, was es heißt, Andersartigkeit zu erfahren. Er besuchte ein katholisches Gymnasium. Nach dem Abitur wanderte er den Jakobsweg in Spanien und kam dort zum Berufswunsch, Lehrer zu werden. Er berichtete über seine Tätigkeit in Jugendzentren und die Begleitung radikalisierter Jugendlicher im Gefängnis – all diese Stationen prägten seinen persönlichen und beruflichen Werdegang. Die Corona-Pandemie bot ihm schließlich die Gelegenheit, all diese Erfahrungen in seinem Buch Ehrensache aufzuschreiben.

Eindrücke aus Auschwitz und der Kampf gegen Diskriminierung

Ein zentrales Thema des Gesprächs war Yilmaz’ Besuch mit Jugendlichen in Auschwitz. Auf die Frage, wie es ihm dort ergangen sei, berichtete er eindrucksvoll: In Auschwitz hat man über eine Million Menschen umgebracht – ein Ort, der Ekel, Trauer und auch Wut in mir auslöste.

Diese Schilderungen führten zu einer intensiven Reflexion über Gewalt, Macht und den Umgang mit Diskriminierung. Der Autor erzählte, wie er als Jugendlicher in gewalttätige Auseinandersetzungen geriet, weil er auf Diskriminierung immer mit Gewalt reagiert habe. Er habe dann aber von seinem Box-Trainer und einem Theaterpädagogen gelernt anders mit seiner Wut umzugehen und fair zu kämpfen – eine Lektion, die ihn bis heute begleitet. Yilmaz appellierte an die Schülerinnen und Schüler, sich aktiv gegen Ungerechtigkeit und Rassismus einzusetzen und immer den Mut zu haben, über schwierige Themen zu sprechen und Schwächeren beizustehen.

Politische Ansichten und Zukunftsvisionen

Neben den persönlichen Erinnerungen ging das Gespräch auch auf aktuelle politische und gesellschaftliche Herausforderungen ein. Yilmaz teilte seine Eindrücke zu Themen wie dem Israel-Palästina-Konflikt und der Rolle der AfD. Dabei betonte er, wie wichtig es sei, im Dialog zu bleiben und empathisch gegenüber allen Betroffenen zu sein. Er berichtete auch von den Schattenseiten seines Erfolgs: Trotz der Freude und des Stolzes über das Bundesverdienstkreuz musste er 3500 Hassnachrichten verkraften – ein schmerzlicher Beweis, dass Erfolg oft auch mit Neid und Anfeindungen einhergeht.

Ein Appell an die junge Generation

Zum Abschluss richtete Burak Yilmaz einen eindringlichen Appell an die Schülerinnen und Schüler:
„Informiert euch, was in der Welt passiert. Redet mit Freunden, Familie und in der Schule. Haltet zu den Schwächeren und zeigt Haltung.“

Sein Rat, sich nicht von Diskriminierung und Vorurteilen einschüchtern zu lassen, fand großen Anklang bei den jungen Zuhörern. Auch humorvolle Seiten des Gesprächs – etwa die Frage, ob er Messi oder Ronaldo bevorzuge – sorgten für lockere Momente inmitten der ernsten Themen.

Ein inspirierender Tag

Der Besuch von Burak Yilmaz in Minden war weit mehr als eine reine Lesung. Es war ein intensiver Austausch, der die Schülerinnen und Schüler nicht nur in literarischer Hinsicht, sondern auch in ihrem politischen und gesellschaftlichen Bewusstsein prägte. Die Veranstaltung bleibt als Beispiel dafür in Erinnerung, wie Literatur und persönliche Lebensgeschichten junge Menschen motivieren können, aktiv an der Gestaltung einer gerechteren Zukunft mitzuwirken.

Sandra Lippert (Primus-Schule Minden)