Seit 2014 sind wir offiziell „Schule des gemeinsamen Lernens“. Jedes Kind ist uns willkommen und wir versuchen, jedes Kind im Rahmen seiner und unserer Möglichkeiten bestmöglich zu fördern, unabhängig von Geschlecht, Religion, Nationalität und individuellem Unterstützungsbedarf.
An der Primus-Schule arbeiten zur Zeit drei Lehrkräfte für Sonderpädagogik. Es können Kinder mit den Förderschwerpunkten „Lernen“, „Sprache“ und „Emotionale und soziale Entwicklung“ aufgenommen werden.
Mussten bis 2015 bereits vor dem Schuleintritt Anträge auf Überprüfung eines sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs gestellt werden, um eine adäquate Förderung von Anfang an sicherstellen zu können, werden AOSF-Verfahren heute nur noch in Ausnahmen vor dem 3. Schulbesuchsjahr eingeleitet, wenn die Eltern einen Antrag auf Überprüfung stellen.
Kinder mit den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung, sowie Sprache, werden nach den Rahmenrichtlinien der Grundschule und weiterführenden Schule unterrichtet, während Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen entsprechend der Rahmenvorgaben für ihren Förderschwerpunkt beschult werden.
Dabei arbeiten die Grundschullehrkräfte und die Sonderpädagog*innen idealerweise im Team gleichberechtigt zusammen. Über die Formen des Teamteachings sind jeweils mit allen Beteiligten Absprachen zu treffen. Konkrete Aufgabenverteilungen und Zuständigkeiten sind dabei auszuhandeln.
Schuleingangsdiagnostik
Die Schulanmeldung an unserer Schule ist in zwei Bereiche gegliedert:
Die formelle Anmeldung durch die Eltern sowie die Schuleingangsdiagnostik für die Kinder. Der Schuleingangstest wird von jeweils zwei Lehrkräften mit einer Kleingruppe von bis zu 8 Kindern durchgeführt. Die Diagnostik dient dazu, einen ersten Eindruck von den einzuschulenden Kindern zu erhalten. Sie ist als allgemeines Screening-Verfahren konzipiert. Aus verschiedenen schulrelevanten Bereichen wurden Übungen und Aufgaben ausgewählt, um den Entwicklungsstand der Einschulungskinder einschätzen zu können.
Folgende Bereiche werden überprüft:
- Sprache/ Sprechen
- Zahl- und Mengenverständnis
- Feinmotorik
- Auge-Hand-Koordination
- Menschen zeichnen
- Muster fortführen, Merkmale beachten
- Raum-Lage-Verständnis
- Gedächtnisleistung
- Grobmotorische Fähigkeiten
Anschließend werden die Ergebnisse im Team ausgewertet und in einer gemeinsamen Konferenz vorgestellt. Bei Bedarf werden Elternberatungen durchgeführt und weitere Informationen im Kindergarten eingeholt, sofern die Eltern ihr Einverständnis erklärt haben. Wurden bei einem Kind Entwicklungsauffälligkeiten festgestellt, werden vorschulische Therapien durch Experten, wie Ergotherapeuten, Logopäden usw. empfohlen. In speziellen Fällen wird zu einer Überprüfung des sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs geraten. Weitere Diagnoseinstrumente kommen nach der Einschulung und in den nachfolgenden Schuljahren zum Einsatz. In den ersten Schulwochen führen wir mit allen neu eingeschulten Kindern das Testverfahren „Mit der Hexe Mirola im Zauberwald“ durch. Mit spielerischen Aufgaben werden verschiedenen Entwicklungsbereiche getestet, die im Anschluss mit den jeweiligen Klassenlehrkräften besprochen werden.
Individuelle Förderung in der Schuleingangsphase
Kinder bringen bei der Einschulung ganz verschiedene Voraussetzungen mit und ihre Fähigkeiten sind unterschiedlich entwickelt. Daher kann die Schuleingangsphase, die normalerweise zwei Jahre dauert (1. und 2. Schuljahr), auch auf drei Jahre ausgedehnt werden oder in einem Jahr durchlaufen werden. Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und Kinder, die in Teilbereichen (wie z.B. soziale-emotionale Kompetenz, Feinmotorik oder Konzentration und Wahrnehmung) Schwierigkeiten haben, dem Unterricht zu folgen, benötigen besondere Unterstützung. Ziel dieser Förderung ist eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht der gesamten Klasse.
Die Förderung kann in innerer und äußerer Differenzierung stattfinden. Bei der inneren Differenzierung werden die Kinder im Klassenverband durch spezielle Angebote und zusätzliche Hilfen durch die Klassenlehrkräfte und die SonderpädagigInnen gefördert. Bei der äußeren Differenzierung werden die Kinder in kleinen Gruppen oder einzeln parallel zum Unterricht gefördert. Je nach individuellem Bedarf bezieht sich die Förderung auf folgende Entwicklungsbereiche
- Emotionale und soziale Kompetenz
- Wahrnehmung
- Feinmotorik
- Grobmotorik
- Sprachverständnis
- Mathematisch-logisches Denken
Differenzierung und Förderung im Unterricht
In unseren jahrgangsübergreifenden Lerngruppen findet eine individuelle Förderung aller Schüler*innen im Unterricht auf verschiedenen Leistungsniveaus statt. Jedes Kind soll mit Selbstvertrauen und Anstrengungsbereitschaft seine Fähigkeiten entwickeln können. So kann individuell auf die Lernbedürfnisse der einzelnen Kinder eingegangen werden.
Maßnahmen zur inneren und zur äußeren Differenzierung werden eingesetzt. Insbesondere:
- individuelles Lernen auf verschiedenen Niveaus, in unterschiedlichen Zeiträumen, auf unterschiedlichen Wegen.
- mit verschiedenen Lehr- und Lernmitteln, unter individueller Hilfestellung, in Tages-, Wochen- und Arbeitsplänen.
- in Einzel-, Gruppen- oder Partnerarbeit, im regulären und im Förderunterricht.
Dabei sind in unseren jahrgangsgemischten Lerngruppen schon die wichtigen Methoden des Offenen Unterrichts gut etabliert. Hier können Unterschiede in der Lernbereitschaft und –fähigkeit, im Lerntempo, im Interesse, in den Erfahrungen, in der Selbstständigkeit und Mitarbeit berücksichtigt werden.
Die Lernentwicklung der Kinder wird mit Hilfe von Lernstandsdiagnosen und fortlaufenden Beobachtungen der Lernentwicklung festgestellt. Für Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf liegt ein schuleigener Förderplan vor (s. Anhang). Bewährte Materialien und Spiele werden vornehmlich für die Schulung von Basiskompetenzen eingesetzt. Materialien für die einzelnen Förderbereiche, wie Paletti, Lernfix, Memory, Logico und weitere Spiele zu unterschiedlichen Schwerpunkten stehen zur Verfügung. Die Möglichkeiten der neuen Medien werden entsprechend genutzt (z.B. das Antolin-Programm für die Leseförderung, online-Angebote sowie verschiedene Programme im Schulnetzwerk).
Personelle Ressourcen und räumliche und sächliche Voraussetzungen
An Schulen, bei denen Schulträger und Schulaufsicht das Gemeinsame Lernen eingerichtet haben, ist ein sonderpädagogischer Stellenanteil von je einer halben Stelle pro Zug vorgesehen. Dies soll nach Auskunft der Schulaufsicht im Endausbau gewährleistet sein. Neu dabei ist, dass nicht mehr die formale Überprüfung und Feststellung des sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs für die Zuweisung sonderpädagogischer Ressourcen maßgeblich ist, sondern laut 9. Schulrechtsänderungsgesetz AOSF-Verfahren nur noch in Ausnahmefällen vor dem dritten Schulbesuchsjahr in der Schuleingangsphase durchgeführt werden sollen und der präventiven Arbeit ein größerer Stellenwert eingeräumt wird.
An dieser Stelle muss noch einmal betont werden, wie wichtig es gerade in den ersten Schuljahren ist, dem Entstehen von Verhaltensauffälligkeiten entgegenzuwirken und Kindern mit Lern- und Sprachproblemen frühzeitig individuelle Hilfen bereitzustellen. Dazu bedarf es auch eines erweiterten Raumangebotes, um Maßnahmen der äußeren Differenzierung (wie Gruppen-, Kleingruppen- und Einzelförderung) zu gewährleisten, um alle Kinder ihren individuellen Voraussetzungen gemäß fördern zu können.
Wir benötigen dringend Gruppenräume für jede Klasse als Differenzierungsräume, Förder-, Test- und Besprechungsräume. Für das Gelingen des Gemeinsamen Lernens sind natürlich auch folgende sächliche Voraussetzungen notwendig: Diagnoseinstrumente (wie standardisierte Testverfahren) und Fördermaterialien (auch als Verbrauchsmaterial). Diese müssen besonders deshalb bereitgehalten werden, da z.B. Kinder mit dem Förderbedarf im Bereich des Lernens spezielle, kleinschrittig voranschreitende Lehrwerke benötigen. Mobiliar, wie Aktenschränke, Regale etc. müssen zudem vorhanden sein.
Förderkonzept - pädagogische Leitgedanken
Jedem Kind die bestmögliche Förderung und Unterstützung zu gewährleisten, gehört zu den pädagogischen Grundgedanken unseres professionellen Handelns. Daher ist es selbstverständlich, dass wir präventive Lern- und Förderangebote für alle Kinder entwickeln.
Wurde bei einem Kind ein sonderpädagogischer Unterstützungsbedarf festgestellt, wird in Absprache mit allen beteiligten Lehrkräften ein Förderplan erstellt, in dem die Förderziele benannt und konkrete Fördermaßnahmen festgehalten werden.
Der Niveaudifferenzierung im Unterricht kommt gerade für jene Kinder ein besonderer Stellenwert zu, bei denen der Förderschwerpunkt im Bereich des Lernens liegt. Unterrichtsmaterialien sowie Lernerfolgskontrollen müssen jeweils individuell angepasst werden. Aufgrund der Jahrgangsmischung können wir gerade Kindern mit dem Förderschwerpunkt Lernen, die Entwicklungsrückstände in mehreren Lernbereichen haben, besonders gerecht werden.
Ein sogenannter Nachteilsausgleich kommt auch unter bestimmten Voraussetzungen für Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf in den Bereichen Sprache und emotionale und soziale Entwicklung in Frage (s. dazu die gesetzl. Bestimmungen zum Nachteilsausgleich).
Für den Förderbereich emotionale und soziale Entwicklung sind dann vor allem folgende Zielsetzungen und Schwerpunkte relevant:
- Stabilisierung des Selbstwertgefühls
- die Förderung kooperativen und kommunikativen Handelns
- die Stärkung der Selbst- und Fremdwahrnehmung
- die Entwicklung tragfähiger Konfliktlösestrategien.
Gegenseitige Anerkennung, friedvoller Umgang miteinander, eine wertschätzende Grundhaltung zählen zu den Leitgedanken unserer Schulgemeinschaft.